Deutsch-Französische Gesellschaft Wettenberg e.V.
und Literarisches Zentrum Gießen

laden ein zu einer

Lesung mit Anna Tüne

Von der Wiederherstellung des Glücks

Eine deutsche Kindheit in Frankreich


Wann und wo?
Sonntag, 6. November, 18 Uhr
Wettenberg
Burg Gleiberg, Rittersaal
ÖPNV – Buslinie 800 / 802 ab Gießen, Marktplatz – Haltestelle Hardtweg
Vorverkauf in der "Büchertreppe" in Krofdorf-Gleiberg bei Sabine Loh
oder per Reservierung unter www.lz-giessen.de / info@lz-giessen.de

Anna Tünes ungewöhnliche Geschichte
einer Kindheit als Deutsche im Nachkriegsfrankreich

Ein idyllisch gelegenes Dorf in Frankreich – Dieulefit östlich von Montélimar, seit rund vier Jahrzehnten die Partnerstadt von Lich im Kreis Gießen - wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, konkret in den 1950ern: Die kleine Anna läuft über den Marktplatz. Da stolpert sie Matté in die Arme, dem Dorfnarr, der sie mit bohrenden Augen anstarrt. Die anderen Kinder im Dorf lieben ihn, doch für Anna ist er ein Graus, denn nur ihr und ihren Geschwistern gelten die bösen Worte, die aus Matté herausbrechen: »Deutsche Schweine!«

Ein bizarres Besiedlungsprogramm hatte Annas Familie, ursprünglich aus Posen stammende Bauern, dazu gebracht, sich ausgerechnet in Frankreich anzusiedeln. Die Eltern hatten alles verloren: Der Vater war verwundet von der Front zurückgekommen, der Mutter hatten sich die Bombennächte in die Seele gebrannt. Auf einem verlassenen Bauernhof in der Dauphiné versuchten sie nun einen Neuanfang. Deutsche Vertriebene, verschlagen in jene Gegend, in der die deutschen Besatzer noch vor Kurzem bestialisch gewütet hatten.

In literarischen Puzzle-Stücken erzählt Anna Tüne die Geschichte einer höchst ungewöhnlichen Integration. Sie erzählt von der Zerrissenheit, mit der sich die französische Dorfbevölkerung auf die deutsche Familie zubewegte: die tiefe Abneigung der Gemeinde – und deren Ergriffenheit angesichts des melancholischen Gesangs der Mutter beim ersten Kirchgang. Die unauslöschbaren Erinnerungen an die von der SS zu Tode Gefolterten – und die vollkommene Unschuld der deutschen Kinder. Der Verrat durch Kollaborateure – und das Wissen über deutsche Kameraden in der Résistance.

Mit Poesie und schonungsloser Ehrlichkeit entwirft Anna Tüne ein spannendes und höchst komplexes Bild über den Umgang von Deutschen und Franzosen, von Opfern und Tätern, von Schuldigen und Unschuldigen nach dem Krieg. Vor allem aber erzählt sie die berührende Geschichte einer Kindheit, die vom Zauber der Welt erfasst war und über die sich das Erbe der Herkunft bisweilen wie ein dunkler Schatten legte. (Klappentext, Ergänzung no)


Dieulefit, Département Drôme

Pressestimmen

»Es ist ein lesenswerter Text über das Ringen um Verständigung und Versöhnung zwischen verfeindeten Nationen.« dpa

»Faszinierend erzählt, aus einem bislang unbekannten Blickwinkel.« spiegel online

»Niemand, der die Nachkriegszeit erlebt hat, wird vergessen können, in welchem Wechselbad der Gefühle sich die Nachgeborenen befanden, deren Wertesystem durch die Nazizeit ins Zwielicht geraten war. Diese ungewöhnliche Gefühlslage in bewegten Worten eingefangen zu haben, ist das Verdienst von Anna Tüne.« bookreporter

Anna Tüne bei Radio Bremen Funkhaus Europa

Anna Tünes Buch fußt auf ihrer eigenen Familiengeschichte. Sie erzählt ihre erlebte Zeit aus kindlicher Sicht mit großer Einfühlsamkeit, jedoch mit dem erwachsenen Wissen von heute. Um biographische Kontinuitäten und Brüche verständlich zu machen, bindet sie Geschichten und Geschichte der aus Posen und Westfalen stammenden Elternfiguren ein.
Das Buch verdeutlicht 70 Jahre nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Frankreich, wie Entfernungen und Abgründe in einem Land überwunden werden, in dem die Erinnerung an das Wüten der Schergen des vermeintlichen ” Erzfeindes” noch lange Zeit allgegenwärtig war. Nach und nach gelingt es, dass unschuldige deutsche Kinder nicht mit Nazi-Verbrechern in Verbindung gebracht werden und so durch Begegnung die Grundlage zur Humanisierung der Verhältnisse zwischen beiden Ländern gelegt wurde.
Anna Tüne ist Vorsitzende des Berliner Vereins Courage gegen Fremdenhass e.V. der seit vielen Jahren, immer im Sinne der Demokratie-Förderung, Lesungen und Projeke an Schulen organisiert (www.qrage-online.de). (Heimathafen Neukölln)