Wir trauern um

Fernand Marin

1971/72 Gründer der Partnerschaft
zwischen Wettenberg und Sorgues.
Ehrenbürger von Wettenberg.

1919 - 2016

Im Kreis all jener Menschen, die - früher mehr als heute - von den Segnungen der deutsch-französischen Partnerschaft Wettenbergs mit Sorgues in der Provence profitierten, zählte Fernand Marin zu den großen Sympathieträgern, zu den nicht ermüdenden und stets neu motivierenden Kräften der Aussöhnung.

Er war 1971 als Bürgermeister in Südfrankreich aufgebrochen, um im Umfeld der Wetzlarer Verbindung mit Avignon eine Partnergemeinde aufzutun, und in Krofdorf-Gleiberg sofort fündig geworden. 1982, zehn Jahre nach der Verschwisterung, waren ihm von der Gemeindevertretung Wettenberg die Ehrenbürgerrechte zuerkannt worden. Damals gemeinsam mit Roland Rampal, seiner rechten Hand an der Stadtspitze.

Gemeinsam mit seiner lieben Frau Claude blieb Marin der Jumelage über sein Ausscheiden aus dem Amt 1989 hinaus und jenseits der Beobachterrolle mehr als verbunden, so bis gegen 2010, als die Lebenskraft ganz langsam abzunehmen begann. In der Nacht zum Montag ist Fernand Marin im gesegneten Alter von 96 Jahren gestorben.

Marin war eines von sieben Kindern einer bescheidenen Bauernfamilie aus L' Isle-sur-la-Sorgue, machte sein Abitur, wurde Lehrer und Schulleiter. Als 20-Jähriger schloss er sich in seinem Département Vaucluse der Résistance an und der Kommunistischen Partei Frankreichs. Um den verfassten Werten Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zur Umsetzung zu verhelfen, ging Marin unmittelbar nach dem Krieg und parallel zum Lehrerberuf in die Politik.

Stationen hier waren der Stadtrat in Avignon, dreimal die Nationalversammlung in Paris zuletzt 1978 bis 1981), der Vaucluse-Regionalrat und - von 1965 bis 1989 - das Bürgermeisteramt eben in Sorgues. Seine Lebensgeschichte schrieb Marin 1993 in dem Buch "Café des palmiers" nieder.

Zu seinen in Wettenberg gewürdigten Lebensleistungen zählte das Gründen, Beleben und Ausgestalten der Partnerschaft; dies bis zuletzt immer im Dialog mit seinem Kollegen Günter Feußner, dem früheren Bürgermeister von Krofdorf-Gleiberg respektive Wettenberg. Beider Familien sind seit 1972 eng befreudet; weit über das hinaus, was von Amts wegen nötig gewesen wäre.

Als es die Kräfte noch zuließen, wanderte Marin - abseits des Partnerschaftsprotokolls - mit den Wettenbergern in der Nähe von Collioure auf Walter Benjamins Spuren über die Pyrenäen, begleitete sie 2006 (Foto oben) kommentierend durch Marseille und in die Calanques, stand er Gesamtschülern aus dem Gleiberger Land bei "Train Fantôme"- und anderen Unterrichtsprojekten als erfahrener Gesprächspartner zur Seite.

Die Deutsch-Französische Gesellschaft Wettenberg hat Bürgermeister Thierry Lagneau und Jumelage-Comité-Präsidentin Marie Dominique Rampal kondoliert.

Ihn zu kennen, in seiner Gesellschaft zu sein und ihn zu hören - immer erzählend und erklärend, nie dozierend -, das war immer eine Bereicherung. Wir Wettenberger Deutschfranzosen werden das Andenken an ihn in Ehren halten und vor allem nach Kräften das fortsetzen, was er für uns begann: Lasst uns weiter Wege finden und beschreiten für Europa in Frieden und Freiheit - für uns sowie darüber hinaus für unsere Kinder und Kindeskinder.

Norbert Schmidt, Vorsitzender