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Zum 200. Geburtstag von Gérard de Nerval

Veranstaltung mit Johanne Poppe im Netanya Saal
Im folgendem die Einleitung von Frau Poppe zur Veranstaltung am 10. Oktober im Alten Schloss in Gießen; Gastgeber waren wir Wettenberger "Deutschfranzosen", weil es in Gießen eine Vereinigung dieser Art nicht merhr gibt. Besonderer Dank gilt Günter Feußner, dem die Veranstaltungsorganisation oblag. Besucht war die Veranstaltung von rund 50 Personen.

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Mitglieder der Deutsch-Französischen Gesellschaft Wettenberg, liebe alte Gießner Freunde und Bekannte!
Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind, um ein großen Freund Deutschlands und einen wunderbaren Dichter kennenzulernen, dessen 200. Geburtstag wir dieses Jahr feiern!

Zunächst möchte ich Ihnen, lieber Herr Feußner, von der Deutsch-Französischen Gesellschaft Wettenberg sehr herzlich danken, dass Sie mich zu diesem Vortrag in meine Heimatstadt Gießen im Rahmen Ihrer so bewundernswert aktiven Deutsch-Französischen Gesellschaft Wettenberg eingeladen haben!


Johanne Poppe

Ja, Wettenberg, dieser Name spielte in meiner Kindheit schon eine Rolle! Am Fuße des Gleibergs groß geworden, erkundete ich zunächst das Hardtwäldchen, dann den Gleiberg, und schließlich den Wettenberg, damals eine wunderbare Einöde ideal zum Herumstreifen und Spielen mit meinen kleinen Freunden vom Umspannwerk.. Dass nun gerade die Gemeinde Wettenberg später einmal so enge Bezüge zu Frankreich knüpfen würde mit ständig hin und her rollenden Autos und Bussen von Krofdorf nach Sorgues in die Provence und wieder anderen, die in umgekehrter Richtung den Weg Rhone aufwärts und dann immer östlicher bis nach Krofdorf-Gleiberg finden! Von dieser anrührenden Bewegung, dieser wunderbaren Freundschaft zwischen Franzosen und Deutschen, Hessen und Provencalen, konnte ich damals in den 50iger Jahren nicht einmal träumen! Und doch bahnte sich diese Freundschaft schon gar nicht so viel später, nämlich im Jahre 1975 an. Beziehungen entstanden, die wuchsen und wuchsen und schließlich zu wechselseitigen und daher freundschaftlichen Invasionen sich gestalteten, die geradezu- man nannte mir die magische Zahl von 300 Personen - vökerwanderungsmäßige Ausmaße annahmen! Dabei wurde jedoch nicht nur gereist und gespeist, nicht nur gefeiert und geflirtet, sondern auch kulturell viel geboten: von musikalischen und tänzerischen Vorführungen aller Art wird berichtet, und sogar von Ehebündnissen, ungeachtet der großen Entfernungen und der sprachlichen Schwierigkeiten! Ja, davon konnte ich in den 50iger Jahren nichts ahnen, glaubte ich mich doch weitab von der Stadt am Fuße des Gleibergs mit meiner Liebe zu Frankreich und seiner wunderbaren Sprache ziemlich allein. Doch nun , nach 50 jähriger Beschäftigung mit der französischen Sprache, mit Frankreich und seiner Literatur , stehe ich vor Ihnen, sehr stolz auf meine alte Heimatgemeinde und ihre beispielhafte Pflege der deutsch-französischen Freundschaft, und man kann wohl sagen - Herr Feußner als ehemaliger Bürgermeister und tatkräftiger Unterstützer dieser Freundschaft und sie alle werden mir hier ohne weiteres beipflichten, dass Wettenberg zwar “ohne Sorche“ oder, wie unsere französischen Freunde sagen würden “sans soucis“ sehr wohl, aber “ohne Sorgues“ wahrlich kaum vorstellbar ist.

Erlauben Sie mir jetzt, sehr geehrte Wettenberger , sehr verehrte Gäste und liebe Freunde aus Gießen, Ihnen einen ganz großen, 200 Jahre alten Vorläufer dieser “belle amitié franco-allemande“ vorzustellen, einen Dichter, den leider viel zu wenige kennen, obgleich wir ihm so viel verdanken! Ich spreche von Gérard de Nerval, zu dessen Geburtstag Sie heute Abend in das Alte Schloss zu Gießen geladen wurden!




   GAZ