![]() Reiner Pfeiffer1955 - 2025 |
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Die Wettenberger Deutschfranzosen tragen Trauer: Am Montag, 22. September 2025, haben wir Reiner Pfeiffer auf seinem letzten Weg begleitet, der am 28. August im Alter von uns gegangen war. Reiner wurde nur 70 Jahre alt. Einzelne von uns kannten Reiner seit den frühen 1980er Jahren. Er und sein kongenialer Bruder Uwe (‐ 2019) kickten für „Torpedo Wiese“ Gießen in der „Wilden Liga“ Fußball und nutzten hin und wieder den unbefestigten Parkplatz hinter dem Vereinslokal „Palette“ in der Grünberger Straße zum Boulespiel. Der Umzug der ursprünglich aus Niederwetz stammenden Familie von Gießen in die Krofdorfer Hauptstraße bescherte unserem Verein um 1988 fünf neue Mitglieder – und vor allem zwei ambitionierte Pétanquespieler. Vater und Mutter halfen mit, wenn (bei Turnieren) Tatkraft gefragt war, nicht minder die Schwester, Regina. Und dann eben die Brüder, die beiden gewichtigen Bouler. Der schönsten der französischen Freizeitbeschäftigungen frönten wir damals auf dem Sportfeld hinter der Eduard-David-Halle, das unmittelbar an den Garten unseres Vorstandsmitglieds Günter Mandler (1954 – 2020) angrenzte. Es war ein allsonntägliches Vergnügen, der Beginn einer kleinen lokalen Erfolgsgeschichte, die auf und neben dem Platz maßgeblich von Reiner Pfeiffer mitgestaltet wurde. Reiner war von Beginn an ambitioniert, war ein Filigrantechniker "vor dem Herrn". Was hätte man von einem Technisches Zeichner – diesen Beruf hatte er nach dem Schulabschluss in Gießen gelernt – anderes erwarten können? In beiden Hauptspielarten war er perfekt, im Legen der Kugeln nah ans Cochonnet ebenso wie im Wegschießen besser platzierter gegnerischer Kugeln. Zudem ein gescheiter Taktiker. Allez les Boules! Wir spielten die heimischen Turniere; von Kreismeisterschaft bis Bürgermeisterpokal, besuchten zunehmend die Turniere im weiteren Umland und im übrigen Hessen. Reiner trug sich regelmäßig in die Siegerlisten ein, knüpfte Kontakte, wurde ein gern gesehenes Gesicht in der Szene. Was ihn in unserem Verein so wertvoll machte, war nicht allein die Vertretung unserer Farben: Reiner war – spätestens seit dem Spielfeldwechsel auf den Kleinsportplatz an der Burgstraße 1993 – der maßgebliche Ausbilder und Trainer, der unermüdliche Talentförderer, der anleitende, aber nie überfordernde, stets geduldige Begleiter junger Menschen. Die besten dieser Pfeiffer-Schützlinge schafften gar die „Quali“ zur Deutschen Meisterschaft, andere holten regionale Titel.
Mit Reiner in der „Poleposition“ stiegen wir Wettenberger Deutschfranzosen zweimal in die Erste Hessenliga auf, konnten uns dort mit den besten Boulisten des Landes messen. Mit ihm fand auch anderweitig die nationale Spitze ihren Weg ins Oberhessische: Mehrere Jahre betrieb Reiner mit moderater Umsicht die von unserem Boulefreund Jürgen Schmitt bereitgestellte Spielhalle in Hungen, war er Gastgeber für Turniere um den „Ricard-Cup“ oder etwa Hessenmeisterschaften, für zahllose Trainingsabende. Woran erinnerten wir uns noch an diesem herbstlichen Montag in der Aussegnungshalle auf dem Krofdorfer Gottesacker, wo wir von einer Trauerrednerin einmal mehr eine nachvollziehbare Sichtweise vernahmen, die dem amerikanischen Schriftsteller Hermann Melville zugeschrieben wird: "Das Leben ist eine Reise, die heimwärts führt"? Wo – auch das ein Beweis für Reiners Integrität – etliche Spieler aus anderen Ortschaften zugegen waren, aus dem Gleiberger Land und darüber hinaus. Wir erinnerten uns unbedingt an die Treue, die uns Reiner – wie daneben seine ganze weitere Familie auch – als Freund und Begleiter entgegenbrach-te. Uns und den Seinen. Seit den eingangs erinnerten "Palette"-Jahren war er mit seiner Freundin Loni aus Fellingshausen – bis zu deren (ebenfalls viel zu frühem) Tod 2015. Eine vorbildliche Liebe, die beide erkennen ließen. Unser Mitgefühl gilt den trauernden Hinterbliebenen. Namentlich Julia Pfeiffer, Uwes Tochter und Reiners Nichte. Sie hat niemanden mehr aus der väterlichen Herkunftsfamilie. Aber ihr bleibt der Boulesport, den sie lebt, das ererbte Talent, das sie zu ihrer und unserer Freude zu nutzen weiß. Allez les Boules, Reiner! Unvergessen! No. Schmidt |